
© Raphael Digiacomo, HNA
Stiftungslegende
Der hessische Landesfürst Landgraf Moritz von Hessen-Kassel kam eines Tages im Jahre 1620 auf einem seiner Jagdausflüge in das kleine Dörfchen Elgershausen. Im Vorbeireiten bemerkte er eine Beerdigung, bei der der Verstorbene aufgrund der allgemeinherrschenden Armut nur mit Stroh umwickelt zu Grabe gesenkt wurde.
Diesen Zustand wollte der Landgraf beenden. Jedermann sollte nach seinem Willen eine würdige Bestattung erhalten. Daraufhin veranlasste er die Stiftung einer „Leichenbrüderschaft“, welche seinen Mitgliedern eine würdige Bestattung ermöglichen sollte. Der Landgraf selbst stiftete 100 Taler als Anfangskapital sowie eine Fahne (siehe Bild).Aufgabe der Leichenbrüderschaft
Die Leichenbrüderschaft bereitet ihren Mitgliedern und deren Ehefrauen ein würdiges Begräbnis. Hierzu sammelten ursprünglich im Todesfall „Leichenbesteller“ von den Mitgliedern den „Leichengroschen“, welcher den Hinterbliebenen ausgezahlt wurde, um die Bestattungskosten zu bestreiten. Dieses Umlaufverfahren wurde erst ab 1860 durch eine monatliche Beitragszahlung ersetzt. Nach einer Beitragsdauer von 20 Jahren endete die Beitragszahlung. Im 20. Jahrhundert wurde die Beitragsdauer auf 25 Jahre festgesetzt.
Im Todesfall wird heutzutage ein festgelegtes Sterbegeld ausgezahlt. Für dahin ist die Wahrung der Traditionen und Bräuche sowie die Erinnerung an die Stiftung der Leichenbrüderschaft mit dem Schützen- und Heimatfest vornehmste Aufgabe.Im Wandel der Zeit
Die Geschichte der Leichenbrüderschaft ist wechselhaft. Nach ihrer Gründung erlebte sie einige gute Jahre unter Schirmherrschaft des Landgrafen. Zur Erinnerung an Ihren Gründungstag feierte sie alljährlich ein Stiftungsfest.
Insignien
1864 wird in einem Protokoll der Kurfürstlichen Polizeidirektion Kassel eine Fahne wie folgt beschrieben: „sie ist blau, trägt die Jahreszahl 1702 und den Namenszug seiner Hoheit des Landgrafen von Hessen”. Die Schützenkompagnie erhielt ebenfalls eine eigene Fahne, welche verloren ging.
Ein schwarzes Leichentuch mit der Krone und der Jahreszahl 1823 wird noch aufbewahrt. Im vorigen Jahrhundert wurde es bei Begräbnissen über den Sarg gelegt. Eine paukenartige Trommel englischen Ursprungs ist ebenfalls noch vorhanden. Vermutlich kam Sie in den Jahren der Regierung von Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel ab 1760 nach Elgershausen, welcher Soldaten an den englischen König Georg II. in großem Umfange „auslieh“. In Gebrauch ist auch noch eine Fahnenstange mit Spitze, welche die Zeit überdauert hat. Sie wird alljährlich beim Festumzug mit der Fahne durch den Ort getragen und findet auch als stilisiertes Logo Verwendung.