Nachruf zum Tode des Ehrenvorsitzenden Willi Rost
Das Jahr 1970 brachte die Tagesschau der ARD in Farbe und in Kassel trifft sich Bundeskanzler Willy Brandt mit Willi Stoph, dem stellvertretenden Staatsratsvorsitzenden der DDR. Es war aber auch das Jahr, in dem Willi Rost den Vorsitz der Sterbekasse der Leichenbrüderschaft in Elgershausen übernahm. Es sollte eine Herzensangelegenheit werden.
Das Amt übernahm er zunächst in Vertretung und organisierte das Jubiläumsfest zum 350. Geburtstag der Leichenbrüderschaft. Auch die folgenden Jahre waren von harter Arbeit und tatkräftigem Einsatz geprägt. So wurde die 1957 gekaufte Baracke auf dem ehemaligen Schulturnplatz in der Hirtenstraße im Jahre 1974 durch einen massiven Neubau für die Sanitäranlagen und den Schießstand in Eigenarbeit ersetzt und in den Folgejahren umfassend erweitert.
Hier zeigte sich eines seiner Talente: das Organisieren. So wurden unter seinem Vorsitz das 360. und das 375. Jubiläum der Leichenbrüderschaft gefeiert. Bei letzterem konnte ein Nachfahre von Landgraf Moritz, des Gründers der Leichenbrüderschaft, im Festzelt begrüßt werden.
Auch dies zeichnete ihn aus: Eine ungemeine Freundlichkeit und Verbindlichkeit, die es einfach machte, verlässliche Beziehungen aufzubauen und sich dem Menschen Willi Rost zu nähern. Er war sich für keine Arbeit zu schade und half, wo es nur ging. Ob zu seiner aktiven Zeit oder später als Ehrenvorsitzender. Er hatte stets ein offenes Ohr und war immer bereit, freundliche und kompetente Ratschläge zu geben. Darauf konnten sich alle nachfolgenden Vorstände verlassen. Es gibt wohl niemanden, der sich im inneren und äußeren Vereinsleben besser auskannte als er es tat.
Mit seiner Geselligkeit sorgte er aber nicht nur innerhalb der Leichenbrüderschaft für ein gutes Klima. Er baute in seiner Amtszeit zu vielen Vereinen und Verbänden, zahlreichen Unternehmen und Förderern ein gutes Verhältnis auf. Dies führte zu jahrelangen Partnerschaften und Beteiligungen am Schützenfest und einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Er verstand es, dass eine gute Ortsgemeinschaft nur durch ein freundschaftliches Miteinander funktioniert. Dies betraf insbesondere die Partnerschaft mit der evangelischen Kirchengemeinde. Im Jahre 1979 wurde der erste Gottesdienst im Festzelt gefeiert. Zur Festigung der guten Beziehungen wurde 1986 eine elektronische Orgel für die Friedhofshalle gespendet.
In Bezug auf die Historie der Leichenbrüderschaft konnte eine kleine Sensation erreicht werden: Die historische Fahne der Leichenbrüderschaft, ihre Trommel, mit der in früheren Zeiten zum Schützenfest gerufen wurde, und das historische Leichentuch wurden im Jahr 1989 an das Museum für Sepulkralkultur in Kassel übergeben, welches diese Artefakte fachgerecht verwahrt und ausstellt. Sie sind öffentliches Zeugnis von Bestattungskultur in unserer Region und Botschafter für die Leichenbrüderschaft und für Elgershausen.
Willi Rost war von 1970 bis 1999 Vorsitzender der Leichenbrüderschaft. Rund drei Jahrzehnte hat er die Geschicke dieser alten Institution sicher und bestimmt durch alle Fahrwasser geleitet. Er hat damit nicht nur eine Ära und die positive Entwicklung der Leichenbrüderschaft seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges aktiv gefördert und geprägt, sondern sich auch als große Persönlichkeit in die Geschichte dieser Vereinigung eingeschrieben.
Mit Willi Rost verliert die Leichenbrüderschaft nicht nur ihren Ehrenvorsitzenden, sondern auch einen Ratgeber und Freund. Die Leichenbrüderschaft Elgershausen ist ihrem verstorbenen Ehrenvorsitzenden zu Anerkennung und Dank verpflichtet und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.