Die Leichenbrüderschaft ist eine alte Elgershäuser Gemeinschaft. Der Name leitet sich vom alten Begriff „Leichen“ ab, welcher die Beerdigung meint. Sie ist ein kleiner Versicherungsverein mit etwa 1.700 Mitgliedern (Stand Januar 2018), welcher alljährlich seine Stiftung im Jahre 1620 mit dem Schützen- und Heimatfest feiert. Fragt man einen “alten” Elgershäuser, woher diese merkwürdige Einrichtung komme, dann ist von der “Stiftungslegende” die Rede.
Stiftungslegende
Der hessische Landesfürst Landgraf Moritz von Hessen-Kassel kam eines Tages im Jahre 1620 auf einem seiner Jagdausflüge in das kleine Dörfchen Elgershausen. Im Vorbeireiten bemerkte er eine Beerdigung, bei der der Verstorbene aufgrund der allgemeinherrschenden Armut nur mit Stroh umwickelt zu Grabe gesenkt wurde.
Diesen Zustand wollte der Landgraf beenden. Jedermann sollte nach seinem Willen eine würdige Bestattung erhalten. Daraufhin veranlasste er die Stiftung einer „Leichenbrüderschaft“, welche seinen Mitgliedern eine würdige Bestattung ermöglichen sollte. Der Landgraf selbst stiftete 100 Taler als Anfangskapital sowie eine Fahne (siehe Bild).Aufgabe der Leichenbrüderschaft
Die Leichenbrüderschaft bereitet ihren Mitgliedern und deren Ehefrauen ein würdiges Begräbnis. Hierzu sammelten ursprünglich im Todesfall „Leichenbesteller“ von den Mitgliedern den „Leichengroschen“, welcher den Hinterbliebenen ausgezahlt wurde, um die Bestattungskosten zu bestreiten. Dieses Umlaufverfahren wurde erst ab 1860 durch eine monatliche Beitragszahlung ersetzt. Nach einer Beitragsdauer von 20 Jahren endete die Beitragszahlung. Im 20. Jahrhundert wurde die Beitragsdauer auf 25 Jahre festgesetzt.
Im Todesfall wird heutzutage ein festgelegtes Sterbegeld ausgezahlt. Für dahin ist die Wahrung der Traditionen und Bräuche sowie die Erinnerung an die Stiftung der Leichenbrüderschaft mit dem Schützen- und Heimatfest vornehmste Aufgabe.Im Wandel der Zeit
Die Geschichte der Leichenbrüderschaft ist wechselhaft. Nach ihrer Gründung erlebte sie einige gute Jahre unter Schirmherrschaft des Landgrafen. Zur Erinnerung an Ihren Gründungstag feierte sie alljährlich ein Stiftungsfest.
Mit Napoleon kam 1806 auch ein neuer Landesvater: König Jerome nutzte ebenfalls die Jagdgefilde um Elgershausen und bei einem Aufenthalt im Orte spendete er einen kupfernen Pokal, welcher von einem Elgershäuser Burschen gewonnen und der Kirche vermacht wurde. Dieser ist heute noch vorhanden. Nach dem Ende dieses „Zwischenreiches“ 1813 gründete die Leichenbrüderschaft eine eigene Schützenkompagnie, welcher Kurfürst Wilhelm 1820 eine eigene Fahne stiftete. Aber es gab auch schlechtere Zeiten: In den Jahren 1858 bis 1864 konnte kein Stiftungsfest gefeiert werden, da örtliche Behörden dies verbaten. Dennoch feierten die Leichenbrüder und mussten für ihr ungebührliches Verhalten Arrest- und Geldstrafen hinnehmen. Aber schon 1865 konnte nach viel Überzeugungsarbeit das Stiftungsfest wieder in alter Pracht begangen und ab der Jahrhundertwende als Schützen- und Heimatfest ununterbrochen, mit Ausnahme der beiden Weltkriege, gefeiert werden.Insignien
1864 wird in einem Protokoll der Kurfürstlichen Polizeidirektion Kassel eine Fahne wie folgt beschrieben: „sie ist blau, trägt die Jahreszahl 1702 und den Namenszug seiner Hoheit des Landgrafen von Hessen”. Die Schützenkompagnie erhielt ebenfalls eine eigene Fahne, welche verloren ging.
Ein schwarzes Leichentuch mit der Krone und der Jahreszahl 1823 wird noch aufbewahrt. Im vorigen Jahrhundert wurde es bei Begräbnissen über den Sarg gelegt. Eine paukenartige Trommel englischen Ursprungs ist ebenfalls noch vorhanden. Vermutlich kam Sie in den Jahren der Regierung von Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel ab 1760 nach Elgershausen, welcher Soldaten an den englischen König Georg II. in großem Umfange „auslieh“. In Gebrauch ist auch noch eine Fahnenstange mit Spitze, welche die Zeit überdauert hat. Sie wird alljährlich beim Festumzug mit der Fahne durch den Ort getragen und findet auch als stilisiertes Logo Verwendung.